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Rückblicke

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Letzte Änderung: 26.08.2025 Autor*in: Sabrina Fruck

Pilze – Rolle im Ökosystem

Die Agrarwissenschaftler Jay und Fede vor verschiedenen, an die Wand projezierten Pilzen
© Sabrina Fruck

Im März 2024 tauchten bunt gemischte, neugierige Workshop-Gruppen gemeinsam mit Agrarwissenschaftler Jedrzej Cichocki („Jay“) und Federico Erpenbach („Fede“) tief in die bislang oft unterschätzte Welt der Pilze ein. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Pulse of Planet drehte sich alles um die Rolle von Pilzen im Ökosystem – informativ, praktisch und überraschend inspirierend.

Pilze: Weder Pflanze noch Tier 

Im Alltag ordnen wir Pilze häufig den Pflanzen zu - schließlich wachsen sie aus dem Boden und liegen im Supermarktregal neben Salat und Karotten. Doch biologisch gehören sie zu einem eigenen Reich: dem dritten Königreich neben Flora und Fauna. 

"Pilze haben zwar - wie Pflanzen - eine feste Zellwand, können aber im Gegensatz zu diesen keine Energie aus Sonnenlicht gewinnen", erklärt Jay. Fede ergänzt: "Pilze sind heteotroph, das heißt, sie sind - wie Tiere - auf organische Nährstoffe angewiesen". 

Statt gewebe bestehen Pilze aus Hyphen - fadenförmige Zellen, die ein dichtes Netzwerk, das sogenannte Myzel, bilden. Die Fruchtkörper, die wir oberirdisch sehen und verzehren, entsprechend dabei dem Apfel am Baum. Ihre Fortpflanzung erfolgt über Sporen, die im Erdreich keimen. 

 

Workshop: Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Drei Funktionen im Ökosystem 

Je nach Lebensweise lassen sich Pilze in drei Gruppen einteilen - jede mit einer essenziellen Funktion im Ökosystem: 

  • Saprophyten leben ausschließlich auf und von totem organischen Material. Saprophyten sind neben bestimmten Bakterien die größten Entsorger und natürlichen Recycler in unserem Ökosystem. Allein für die Wälder sind Pilze unverzichtbar, um nicht unter einer mächtigen Laubschicht zu ersticken. Hierzu zählen zum Beispiel Champignons und Parasol. 
  • Mykorrhizapilze bilden eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen und wachsen nur in Symbiose mit ihrem Baumpartner. Dies sind unter anderem beliebte Speisepilze, wie Steinpilz und Pfifferling. Aber auch der Fliegenpilz! 
  • Parasiten befallen, schwächen und töten lebende Organismen, daher werden sie als Schädlinge bezeichnet. Besonders gerne befallen sie Bäume. Neben dem Schwefelporling zählt der Hallimasch zu den Parasiten.  

Jay teilt eine unglaubliche Tatsache mit der Gruppe: "Das größte Lebewesen der Erde ist ein Hallimasch in Oregon. Er erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1.200 Fußballfeldern und ist schätzungsweise über 2.000 Jahre alt." 

Während in Europa der Umgang mit Pilzen eher verhalten ist, zeigen Länder wie Japan oder Frankreich, wie innovativ Pilzanbau gedacht werden kann. In Paris etwa werden alte Parkhäuser zu urbanen Pilzfarmen umgewandelt. In Japan wachsen Pilze öffentlich zugänglich in Parks und übernehmen dort ökologische Aufgaben wie Bodenverbesserung und Zersetzung organischer Stoffe. 

DIY Pilzzucht

Die Workshops beschränkten sich nicht auf Theorie. Die Teilnehmenden wurden selbst aktiv und lernten in einem der Workshops, wie man Baumstämme mit Pulzbrut beimpft. Dafür wurden Laubholzstämme vorbereitet, mit kleinen Holzdübeln versehen, die mit Sporen imprägniert waren. Diese wurden in vorgebohrte Löcher gesteckt und mit Wachs versiegelt. Die optimalen Bedingungen: ein feuchter, schattiger Ort bei maximal 25°C - etwa im Gartenboden oder im Keller. 

Zum Abschluss des anderen Workshops erhielten alle ein DIY-Pilzzucht-Kit für zuhause - und das inspirierende Motto von Mykologie-Ikone Paul Stamets:

"Biodiversity is biosecurity"

Vielen Dank an Jay und Fede für das geballte Wissen über die spannenden, eukaryotischen Lebewesen! 


Foto/Grafik + Text: Sabrina 


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