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KLIMAWIN

KLIMAWIN-Leitsatzdossier Leitsatz 04

Die biologische Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen, kurz Biodiversität, kennzeichnet unsere natürlichen Ökosysteme. Sie sorgt für eine intakte Natur und wesentliche Ökosystemdienstleistungen. Dazu gehören zum Beispiel die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und sauberer Luft, der Schutz vor Naturkatastrophen sowie die Bestäubung von Nutzpflanzen. Eine anhaltende Abnahme der biologischen Vielfalt und der Leistungsfähigkeit der Ökosysteme macht die Umwelt nicht nur monoton, sondern entzieht Menschen und Tieren auf Dauer auch die natürliche Lebensgrundlage.

Jenseits der natürlichen Notwendigkeit zur Erhaltung der Biodiversität stellt sie auch eine strategische Notwendigkeit für Unternehmen dar. In einer sich verändernden regulatorischen Landschaft, in der Umweltauflagen zunehmen, wird der Erhalt der Biodiversität zu einem integralen Bestandteil des nachhaltigen Risikomanagements für Unternehmen. Auflagen und Regularien, wie Fangquoten und Emissionsgrenzwerte, beeinflussen direkte und indirekte Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeiten.

Zunehmend mehr Unternehmen erkennen, dass die intakte Vielfalt der Natur eine wesentliche Grundlage für ökologische Stabilität, nachhaltige Ressourcennutzung und langfristigen wirtschaftlichen Erfolg darstellt. Dieses Leitsatzdossier beleuchtet Schlüsselaspekte der Biodiversität im Unternehmenskontext, erklärt ihre Bedeutung und bietet Einblicke in praktische Maßnahmen und Strategien.

Einer Ihrer ersten Schritte als neues KLIMAWIN-Unternehmen ist das Ausfüllen des Zielkonzepts. Mit dem Zielkonzept formulieren Sie Entwicklungsschritte in Ihrem Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsengagement. Die folgenden Beispiele für selbstgesteckte Ziele können Ihnen als Inspiration für Ihr Zielkonzept dienen. Bitte setzen Sie sich quantifizierte Ziele, wenn es Ihnen möglich ist:

  • Biodiversität strategisch verankern
    • Wir beabsichtigen einen Biodiversitäts-Check durchzuführen.
    • Wir erarbeiten eine eigene Biodiversitätsstrategie.
    • Wir führen eine Wesentlichkeitsanalyse mit dem Schwerpunkt auf Biodiversität durch.
  • Biologische Vielfalt auf dem Firmengelände ermöglichen
    • Wir beabsichtigen, auf [Anzahl] Quadratmetern unserer Betriebsstandorte Dach- und Fassadenbegrünungen zu implementieren, um nicht nur die lokale Biodiversität zu fördern, sondern auch zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Reduzierung von Hitzeinseln beizutragen.
    • Mindestens [Prozentsatz] Prozent unserer landwirtschaftlichen Flächen sollen ökologisch/biologisch bewirtschaftet werden.
    • Wir planen, seltene und alte Obstsorten anzupflanzen, um die genetische Vielfalt zu bewahren und so einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt zu leisten.
  • Ressourcenmanagement ausbauen
    • Unsere Zielsetzung ist es, unsere negativen Umweltauswirkungen auf die Biodiversität zu reduzieren, indem wir spezifische Maßnahmen implementieren, wie die Reduzierung des Wasserverbrauchs um [Prozentsatz] Prozent oder den Verzicht auf den Einsatz bestimmter chemischer Substanzen.
  • Projekte zur Biodiversität fördern
    • Unter dem Motto "Azubi-Projekttage" planen wir Aufforstungs- und Wiedervernässungsprojekte von Mooren, bei denen unsere Auszubildenden aktiv beteiligt sind.
    • Wir planen, gezielte Partnerschaften mit Umweltorganisationen und lokalen Gemeinschaften aufzubauen, um gemeinsam Biodiversitätsschutzprojekte zu initiieren, die über unsere Standorte hinweg positive Auswirkungen haben.
    • Wir planen die Einführung eines Bildungsprogramms für Mitarbeitende und Interessierte zum Beispiel zum Thema Imkerei.

Die Thematik biologische Vielfalt an sich und insbesondere die Wechselwirkungen der biologischen Vielfalt mit unternehmerischen Aktivitäten sind komplex. Zudem gibt es für viele Wirkungsbereiche noch keine etablierten Erfassungs-, Abschätzungs- und Bewertungsmethoden. Einige Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und führen dennoch freiwillig Aktivitäten zum Schutz der Biodiversität durch. Dabei ist nicht nur an Sponsoring von Naturschutzprojekten zu denken. Vielmehr werden neue Wege gegangen, um die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen direkt im Unternehmensumfeld zu erhalten und zu fördern. Dieses Kapitel soll Ihnen einen Überblick geben, wie Ihr Unternehmen aktiv werden kann, um einen positiven Beitrag zur Biodiversität zu leisten.

 

3.1 Biodiversitäts-Check

Ein Biodiversitäts-Check markiert einen optimalen Einstiegspunkt für Unternehmen, um das Thema Biodiversität in ihre unternehmerische Umweltstrategie zu integrieren. Im Internet sind verschiedene, auch kostenfreie Tools verfügbar. Der Biodiversitäts-Check dient als erste Orientierung, um Auswirkungen und Abhängigkeiten der verschiedenen Unternehmensbereiche auf die biologische Vielfalt zu identifizieren. Durch die Durchführung des Checks können Sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um Ressourcen nachhaltig zu nutzen und die Natur zu schützen. Folgende Unternehmensbereiche werden dafür beleuchtet:

  • Strategie und Management
  • Stakeholder und Öffentlichkeit
  • Unternehmensflächen und Liegenschaften
  • Einkauf: Rohstoffe, Material, Energie, Wasser und weiteres
  • Produktentwicklung und Produktion
  • Logistik und Transport
  • Endprodukte und Dienstleistung
  • Vertrieb und Marketing
  • Personalwesen

 

3.2 Umweltmanagement und Zertifizierungen

Die Implementierung eines effektiven Umweltmanagementsystems, das Biodiversitätsaspekte einschließt, ermöglicht eine systematische Erfassung und Reduzierung von Umweltauswirkungen. Sie können Ihre Unternehmenstätigkeiten auf ihre Auswirkungen auf die Biodiversität analysieren, beispielsweise mit Hilfe von Biodiversität-Checks, um so direkte und indirekte Eingriffe entlang der Produkt- und Wertschöpfungskette zu identifizieren und das Umweltmanagementsystem entsprechend auszurichten. Auch die Berücksichtigung geeigneter Standards und Zertifikate bei der Auswahl der Zulieferfirmen oder eine Anpassung der Investmentstrategie können hier geeignete Maßnahmen darstellen. Die Erlangung von anerkannten Zertifizierungen kann die Glaubwürdigkeit Ihres Unternehmens in Bezug auf Biodiversität stärken.

 

3.3 Naturschutzprojekte und Habitatpflege

Durch die Initiierung von Naturschutzprojekten und die aktive Pflege von Lebensräumen können Sie einen direkten Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten. Beispiele sind eine naturnahe Gestaltung des Firmengeländes, die Durchführung von zusätzlichen Maßnahmen wie das Anlegen heimischer Streuobstwiesen, Wiedervernässung von Mooren oder aber das Anlegen von Feuchtbiotopen und Feldgehölzpflanzungen.

 

3.4 Umweltfreundliche Infrastruktur und Gebäudegestaltung

Die Implementierung umweltfreundlicher Maßnahmen, wie Dach- und Fassadenbegrünungen, trägt nicht nur zur ökologischen Vielfalt bei, sondern fördert auch das Mikroklima und reduziert Hitzeinseln. Unternehmen sollten zudem bei Neubauten und Renovierungen auf eine umweltfreundliche Gestaltung achten.

 

3.5 Biodiversitätsbildungsprogramme

Die Sensibilisierung von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden und der lokalen Gemeinschaft für Biodiversität ist entscheidend. Sie können Bildungsprogramme initiieren, die das Verständnis für die Bedeutung der biologischen Vielfalt stärken und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.

 

3.6 Forschung und Innovation

Investitionen in Forschung und Entwicklung können dazu beitragen, innovative Lösungen für den Biodiversitätsschutz zu entwickeln. Sie können sich aktiv an Forschungsprojekten beteiligen und neue Technologien zur nachhaltigen Ressourcennutzung vorantreiben.

 

3.7 Kooperationen und Partnerschaften

Die Bildung von gezielten Partnerschaften mit Umweltorganisationen, NGOs und lokalen Gemeinschaften ermöglicht es, umfassende Biodiversitätsschutzprojekte zu initiieren. Gemeinsame Anstrengungen können über die eigenen Betriebsstandorte hinaus positive Auswirkungen haben.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Themenkomplex Biodiversität im unternehmerischen Kontext:

Um das Erreichen Ihrer Ziele später überprüfen zu können, sollten Sie neben der qualitativen Beschreibung ergriffener Maßnahmen und Erfolge auch quantitative Indikatoren verwenden. Vorschläge für quantitative Indikatoren zur Messung des Leitsatzes sind:

  • Prozentualer Anteil der landwirtschaftlichen Flächen des Unternehmens, die ökologisch oder biologisch bewirtschaftet werden
  • Quantifizierung der Fläche, die mit Pflanzen bestückt ist, die speziell zur Unterstützung von Bienen und anderen Bestäubern dienen
  • Flächen in Quadratmetern mit Dach- oder Fassadenbegrünung
  • Anzahl an Schulungen und Initiativen, die das Bewusstsein der Mitarbeitenden für Biodiversität stärken sollen
  • Anzahl der verschiedenen Initiativen und Projekte zur Förderung der Biodiversität
  • Prozentsatz der Reduzierung des Wasserverbrauchs im Vergleich zu einem vordefinierten Basisjahr

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) formuliert seit 2023 die Regeln zur nicht-finanziellen Berichterstattung von Unternehmen. Als Teil der CSRD legen die 12 European Sustainability Reporting Standards (ESRS) die wesentlichen Themenfelder der unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung fest. Zur Biodiversität gibt es mit dem ESRS E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme einen eigenen Standard.

Das Ziel des ESRS E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme ist es, darzulegen, welchen Einfluss das Unternehmen auf die biologische Vielfalt und Ökosysteme in Form wesentlicher positiver und negativer tatsächlicher und potenzieller Auswirkungen hat, insbesondere wie das Unternehmen zu den Ursachen für den Verlust und die Schädigung der biologischen Vielfalt und von Ökosystemen beiträgt. Darüber hinaus sollen alle ergriffenen Maßnahmen zur Verhinderung wesentlicher negativer Auswirkungen und zum Schutz und zur Wiederherstellung der Biodiversität berichtet werden. Das Unternehmen soll insgesamt seine Strategie und sein Geschäftsmodell im Einklang mit der Einhaltung der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten und dem Landsystemwandel ausrichten.


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